Mittwoch, 7. März 2012

Tokonoma oder Osterhaseninvasion?

Der Frühling kommt und mit ihm naht Ostern. In vergangenen Jahren war das für mich die Zeit, in der ich meine Osterdeko aus dem Keller holte und sichtete, abstaubte und schon mal bereit legte. Osterhasen in allen Farben und aus sämtlichen Materialien. Eier, Hühner und Hähne, zum Hinstellen und Aufhängen. Jede verfügbare Fläche war voller Langohren und Federvieh. Sie kamen in Paaren und ganzen Familien, nackt oder angezogen, aus Ton, Gras, Holz oder Stoff. Es war eine wahre Pracht und Freude. Zwei große Kisten voll habe ich kürzlich aus dem Keller geholt und den Inhalt zum Großteil verschenkt. Und warum habe ich mich von all den lieben Tierchen getrennt? Dafür gibt es mehrer Gründe. Zum einen bin ich mit Deko ja eh sehr eingeschränkt seit ich meine Katzen habe. Ich habe keine Lust, alle paar Minuten so einen Meister Lampe vom Fußboden aufzuheben und ihm seine Ohren wieder anzukleben. Oder bunte Plastikeier unter dem Kleiderschrank hervorzuklauben oder aus dem Katzenklo auszugraben. Aber selbst wenn ich keine solchen zerstörerischen Fellpopos hätte, würde ich mir gut überlegen, wieviel Deko für mich sinnvoll ist, hab ich doch keine Lust, meine Zeit damit zu verbringen, sie dauernd abzustauben oder wenigstens drumherum zu putzen. Außerdem merke ich immer deutlicher, dass ein Zuviel an Dekoration mich anstrengt, während ich leere Flächen als entspannend genießen kann. All dies ist natürlich sehr subjektiv, und wer Spaß am ausgiebigen Dekorieren hat, der soll es doch bitte unbedingt weiterhin tun.

Nun finde ich es aber durchaus immer noch schön, in meinen Räumen oder in wenigstens einem davon die Atmosphäre der jeweiligen Jahreszeit zu schaffen. Also habe ich mir überlegt, wie das auch ohne allzu viel Nippes möglich ist. Ich habe dazu mein Esszimmer ausgewählt, weil es von den Grundfarben her sehr neutral ist. Es gibt einen dunklen Holzfußboden und eine ebensolche Essgruppe (ein schlichter Tisch mit Bänken) und einen cremefarben gestrichenen Vitrinenschrank. Zwei Wände sind weiß und zwei cremefarben.  Wie bringe ich also auf minimalistische Art den Frühling hier hinein? Zunächst einmal muss Farbe her. Frische freundliche Gelb und Grüntöne symbolisieren für mich den Frühling. Wenn ich keine Katzen hätte, würde ich Narzissen, Tulpen und Krokusse in schlichten weißen Töpfen aufstellen, aber leider sind diese Blumen giftig. Dazu fällt mir aber bestimmt noch eine Lösung ein. Die gleichen Farben könnten auftauchen in einem Kissen hier und da, einer Tischdecke oder einem Bild an der Wand, das je nach Jahreszeit gewechselt wird. Auch Kerzen in den entsprechenden Farben sind hübsch, und Duftkerzen können auch gleich noch einen frühlingshaften Duft verbreiten. Und zu Ostern können dann hartgekochte Eier, die mit Materialien aus der Natur gefärbt sind in einem Nest aus echtem Heu auf dem Tisch stehen.

Wem all dies auch noch zu viel ist, etwa weil er keine Tischdecken in den Farben der verschiedenen Jahreszeiten in seinem Schrank lagern möchte oder weil er als Minimalist den Raumschmuck noch schlichter halten möchte, für denjenigen ist vielleicht ein japanischer Tokonoma eine Alternative. Traditionelle japanische Häuser sind der Traum eines jeden Minimalisten. Große Zimmer gehen ineinander über und sind statt durch Wände durch Schiebetüren, die mit lichtdurchlässigem Papier bespannt sind, voneinander getrennt. Futonbetten und ein paar Reisstrohmatten dienen als Möbel. Dekoration findet sich nur in eben jenem Tokonoma, einer Wandnische, die maximal drei Gegenstände enthalten darf, die regelmäßig ausgetauscht werden, damit sie auch wirken können. Ein Beispiel wären eine Schale mit zwei Zweigen und einer Blüte, dazu eine Perganmentrolle mit einem Landschaftsbild und als Ziergegenstand vielleicht ein Stück Jade oder eine kleine Statue.

Diese Tradition lässt sich ganz wunderbar für die Dekoration eines minimalistischen Zuhauses nutzen. Dazu braucht es natürlich keine Wandnische. Ein Regalbrett, ein Schrankfach, eine Fensterbank, ein Nachttisch, all diese Flächen lassen sich gut dafür nutzen. Und anstelle eine Buddhastatue steht dort dann eben ein Osterhase. Diese Art der Dekoration ist nicht aufwendig und sehr unaufdringlich, bringt aber dennoch die Atmosphäre der Jahreszeit in ein Heim.

Was kommt in deinen Tokonoma?

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