Dienstag, 31. Januar 2012

Ein warmes Bett

Ich schlaf nicht gern in einem geheizten Zimmer, und so war mir in der letzten Nacht etwas kalt, weil mein Bett noch von den viel zu warmen Tagen mit einer dünnen Bettwäsche bezogen war. Gerade habe ich es frisch bezogen, mit einer wunderbar kuscheligen Flanellbettwäsche. Zusammen mit meiner Bettdecke, die mit Kaschmirwolle gefüllt ist, macht das ein herrlich warmes Bett. Noch dazu duftet frische Bettwäsche immer so gut, finde ich. Ich freu mich schon auf solchen Luxus heute abend.

Viele Menschen mögen jetzt sagen, dass das doch gar kein Luxus ist, sondern höchst selbstverständlich. Aber diese Menschen haben noch nie nachts gefroren. Ich meine, wirklich gefroren, nicht nur ein wenig gefröstelt. Ich schon, allerdings nicht aus Not, sondern aus Dummheit, z.B. weil ich nicht wusste, dass man in einem guten Schlafsack möglichst wenig anziehen soll und nicht möglichst viel, wenn man im Grenzgebirge zwischen Norwegen und Schweden zeltet, oder dass man nicht zu viel Wein trinken sollte, bevor man im Heu übernachtet. Ich habe aus diesen Erfahrungen gelernt, und  so etwas passiert mir jetzt nicht mehr.

Aber ich denke, dass es Menschen gibt, die nicht aus Unwissenheit frieren, sondern weil sie kein warmes Bett haben. Und was nicht jeder hat, ist für mich ein Luxus für den ich dankbar bin, den ich genieße und an dem ich mich erfreue.

Ich wünsche jedem, der dies lesen mag heute eine gute Nacht mit einem sicheren Dach über dem Kopf, einer warme Decke und schönen Träumen.

Montag, 30. Januar 2012

Done-Listen

Fast jeder kennt sie, und wer nicht mit ihnen arbeitet kann unmöglich erfolgreich sein: To-do-Listen. Sie helfen uns, unser Leben und unsere Arbeit zu organisieren und unsere Ziele zu erreichen, indem wir ein Fernziel über mehrere mittelfristig erreichbare Ziele und diese wiederum über viele kleine Nahziele ansteuern. Das detaillierte Aufschreiben bringt Ordnung in unsere Gedanken und ein gelegentlicher Blick auf die Listen stellt sicher, dass wir auch nichts Wichtiges vergessen. Natürlich müssen wir noch unterscheiden zwischen wichtigen und dringenden Aufgaben, denn das ist ja nicht unbedingt dasselbe. Kurz, To-do-Listen können ein wertvolles Instrument der Strukturierung von Arbeits- und  Entwicklungsprozessen sein.

Vor einer Weile habe ich allerdings erfahren müssen, dass sie unter bestimmten Umständen auch kontraproduktiv sein können.
Ich hatte eine Phase, in der es mir sehr schlecht ging. Ich war erschöpft und antriebslos und hatte zu rein gar nichts Lust. Wenn morgens der Wecker klingelte, wollte ich nichts lieber als mir die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen. Aber in unserer Welt geht das natürlich nicht. Man muss aktiv und produktiv sein, sonst gibt es Ärger. Ich musste mir also etwas einfallen lassen, um diesen Zustand möglichst schnell zu ändern. Also schrieb ich To-Do-Listen. Nicht etwa solche gestaffelten mit Jahres-, Monats-, Wochen- und Tageszielen. Nein, ich schrieb nur abends auf, was ich am nächsten Tag unbedingt schaffen wollte. Nichts großartiges, auch nicht viel, nur ein paar einfache Dinge, die getan werden mussten. Und was geschah? Genau, ich schaffte es nicht. Selbst diese wenigen Dinge waren mir in meinem Zustand zu viel, und ich schaffte gar nichts. Super, nun hatte ich zu meiner Lustlosigkeit auch noch mit Komplexen und dem Gefühl, ein totaler Versager zu sein, zu kämpfen. Jetzt war ich nicht nur mit meiner Situation, sondern auch noch mit mir selbst unzufrieden. Herzlichen Glückwunsch!
Mir wurde klar, dass ich mich so ganz sicher nicht würde aufraffen können. Also versuchte ich es mit dem Gegenteil der To-Do-Liste. Ich fertigte "Done-Listen" an, d.h. ich schrieb alles auf, was ich getan hatte. Wirklich alles. Auch die selbstverständlichsten Kleinigkeiten. Das sah am ersten Tag etwa so aus:

·    um 8 Uhr aufgestanden und Kaffee gekocht und getrunken
·    geduscht und angezogen
·    Katzen gefüttert
·    gefrühstückt
·    mit den Katzen gespielt
·    nachgedacht
·    drei Kapitel gelesen
·    zu Mittag gegessen
·    das Pferd versorgt
·    Emails gelesen
·    mit einer Freundin telefoniert
·    einen Film angesehen
·    zu Abend gegessen
·    Musik gehört
·    ...
Ich weiß, das ist kein sehr produktiver Tag, aber zumindest zeigte mir die Liste, dass ich nicht völlig untätig war, und dass ich sogar einige sinnvolle Dinge tat. Das motivierte mich. Ich wollte mehr tun. Ich musste nicht, denn ich hatte ja keine To-Do-Liste, aber ich wollte, dass meine Done-Liste länger würde. Und sie wurde länger. Nicht jeden Tag, nicht kontinuierlich, aber langsam und sicher. Es kamen Dinge hinzu wie

·    Wohnung gesaugt
·    Badezimmer geputzt
·    Steuererklärung angefangen
·    ...
Es funktionierte! Jedenfalls für mich. Ob es für dich auch funktioniert, kann ich natürlich nicht sagen. Aber einen Versuch ist es wert, oder nicht?


Sonntag, 29. Januar 2012

2012 - Jahr des Weltuntergangs, Teil 1

Am 21. Dezember 2012, dem Tag der Wintersonnenwende, wird die Welt untergehen und alles Leben auf der Erde wird enden.

Das jedenfalls ist der Schluss, den manche Pessimisten aus der Maya-Prophezeiung ziehen.

Die Maya waren eine präkolumbianische Hochkultur, die im südlichen Mexico, hauptsächlich auf der Halbinsel Yucatán  lebte. In seiner Blütezeit bestand das Volk aus 20 Millionen Menschen, die auf mehrere kleine Staaten mit riesigen, beeindruckenden Städten verteilt waren. Immer wieder finden sich Ruinen dieser Städte im Tropischen Regenwald. Um 900 n. Chr. muss irgendetwas eingetreten sein, das die Maja dazu gebracht hat, ihre Städte zu verlassen, aber man rätselt bis heute, was das gewesen sein könnte.

Kulturell standen die Maja den Ägyptern und den Griechen in nichts nach. Sie brachten hervorragende Astronomen und Mathematiker hervor, und bis heute haben Forscher ihr differenziertes Schrift- und Zahlensystem nicht vollständig enträtselt.

Die Maja hatten drei verschiedene Kalendersysteme, und das dritte von ihnen ist der Schlüssel zu den Weltuntergangsprophezeiungen. In diesem Kalender wird die Zeit nicht in Tage, Wochen, Monate und Jahre eingeteilt sondern es beruht auf einer endgültigen Zählung. Ausgehend von einem Anfangspunkt - dem 1. August 3114 v. Chr. werden die Tage durchgehend gezählt. Diese Zählung endet am 21. Dezember 2012.

Wissenschaftlich belegte Tatsache ist, dass an diesem Tag aufgrund einer ungewöhnlichen Planetenkonstellation die Sonne das Zentrum der Milchstraße einnehmen wird. Etwa 25800 Jahre braucht unser Sonnensystem um die Sterngruppe der Plejaden zu umrunden. Dann hat sich die um 23,5 ° geneigte Erdachse einmal im Kreis gedreht und beendet diesen Zyklus. Und das Ende dieses Zyklus haben die Maja auf den 21. Dezember 2012 datiert.

Aber hat ein Zyklus überhaupt Anfang und Ende? Die Maja gingen davon aus, dass am Ende jedes Zyklus ein Neuanfang steht, nicht ein Weltuntergang.

Wie aber wird dieser Neuanfang aussehen?


Samstag, 28. Januar 2012

Wie viele Bücher braucht der Mensch?

Weisheit kommt aus Büchern. Oder nicht? Zumindest können sie uns auf dem Weg begleiten und uns manchmal einen Schubs in die richtige Richtung geben. Und manchmal wollen sie uns auch einfach nur unterhalten. Aber muss man sie deshalb alle behalten?

Ich habe heute meine Bücherregale abgestaubt und mich mit einer Mischung aus Wehmut und Schaudern an die Zeiten erinnert, in denen ich ein leidenschaftlicher Büchersammler war. Heute würde man wahrscheinlich "book hoarder" sagen. In meiner Wohnung gab es überall Bücher, ähnlich wie bei dem Bücherarzt Mo in Cornelia Funkes Tintenherz: auf den Regalen (klar), auf dem Schreibtisch (auch noch normal), auf dem Nachttisch (auch akzeptabel), auf dem Esstisch (lästig), auf dem Boden (sehr lästig), im Badezimmer (ja, ich lese auch in der Badewanne), auf sämtlichen Stühlen (sehr besucherfeindlich) und wer weiß wo sonst noch. Und sie lagen nicht etwa überall herum, weil ich so chaotisch bin, sondern weil die Regale längst überfüllt waren. Dort standen sie zum Teil bereits in Zweierreihen hintereinander. Trotzdem wusste ich immer ganz genau, wo jedes einzelne Buch war. Ich träumte von einer großen Bibliothek mit Regalen bis an die Decke und ansonsten nur einem gemütlichen Lesesessel und einer guten Leselampe. Was für ein Paradies! Dabei war mir klar, dass ich wahrscheinlich nie all diese Bücher würde lesen können. Ich wollte mich nur an ihrem Besitz erfreuen. Sie waren meine Freunde. In ihnen konnte ich tagelang versinken und alles um mich herum vergessen.

Dann kam der Moment in meinem Leben, in dem die Idee des Minimalismus von mir Besitz ergriff. Und ich fing an, Dinge auszusortieren. Kleidung, Geschirr, Stehrumsel und Vollstaubsel, aber meine Bücher? NIEMALS! Andererseits - der viele freigewordene Platz in Kleiderschrank, Kommoden und Geschirrschrank gefiel mir sehr gut. Hmmmmm! Noch sehr zögernd begann ich, mir meine Bücherstapel genauer anzusehen. Ich nahm das eine oder andere Buch in die Hand und fragte mich, ob ich es wohl jemals lesen würde. Oft lautete die Antwort "Nein". Dann fragte ich mich, ob das Buch einen besonderen Erinnerungswert besitzt oder ob es ein besonders attraktives Exemplar seiner Art ist. Meistens wieder "Nein". Viele meiner Taschenbücher waren bereits vergilbt und brüchig und alles andere als schön. Wertvolle, in Leder gebundene Bücher besaß ich eh nicht. Also begann ich auszusortieren. Im ersten Durchgang wanderten die Bücher, von denen ich sicher war, dass ich sie nicht mehr lesen würde und die zudem abgegriffen waren, in eine Kiste. Dort blieben sie, bis ich sicher war, dass ich sie nicht vermissen würde, und dann brachte ich sie zu einem Tierheim, das regelmäßig einen Büchermarkt veranstaltet. Der Gedanke, dass sie noch einem guten Zweck dienen würden, machte es mir deutlich leichter, mich von ihnen zu trennen. Es folgten noch viele weitere Durchgänge, und jeder fiel mir leichter als der vorangegangene. Hunderte von Büchern habe ich zum Tierheim gebracht, einige auch bei Amazon verkauft, und jetzt bin ich nah an meinem Ideal, nämlich dass unsere Büchersammlungen uns so repräsentieren sollen wie wir heute sind und wie wir morgen sein wollen. Bei mir steht jetzt eine bunte Mischung aus geliebten Überbleibseln aus der Kindheit, Romanen, die ich immer wieder lese, und Sachbüchern zu Themen, die mich jetzt interessieren. Natürlich kommt immer mal wieder ein Buch hinzu, aber es wird sorgfältig ausgewählt, und meistens fliegt ein anderes dafür hinaus.

Es ist erstaunlich, wieviel Freiraum ich in meiner Wohnung gewonnen habe. Und wieviel schneller ich mit dem Abstauben fertig bin. Und jetzt habe ich wirklich fast jedes Buch, das ich besitze, gelesen. Jetzt sind alle wahre Freunde, die ich immer wieder mit Freude in die Hand nehme und lese. Ein Buch besitze ich doch erst wirklich, wenn sein Inhalt ein Teil von mír geworden ist. Aber wer weiß, ob es jetzt, wo es den Kindle gibt, nicht bald noch weniger werden. Noch habe ich keinen, und noch liebe ich es, ein richtiges Buch in der Hand zu halten. Aber ich würde nie mehr "Nie" sagen.

Freitag, 27. Januar 2012

Jeden Tag ein Stückchen Urlaub

Die Tage (oder Wochen), die wir im Urlaub verbringen, werden oft als "die schönsten Tage (Wochen) im Jahr" bezeichnet, und das müssen sie auch sein, denn schließlich tun wir auch eine Menge dafür. Zuerst einigen wir uns mit unseren Lieben auf ein Reiseziel. Das ist ja oft schon gar nicht so einfach. Papa will angeln, Mama sonnenbaden, Sohn Paul surfen lernen und Tochter Anna will shoppen. Endlich hat man sich auf ein Ziel geeinigt, wo man all das unter einen Hut bekommt.  Diejenigen von uns, die Reisen nicht gerade aus der Portokasse bezahlen, sparen dann Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre für einen Urlaub.Wir verschaffen uns Informationen über das Reiseziel und wälzen Prospekte. Wir wählen eine Unterkunft und buchen den Flug. Wir kaufen neue Badesachen und fangen zwei Wochen vor Abreise mit dem Koffer packen an, weil wir es kaum noch erwarten können. Wir organisieren einen Katzensitter und bitten den Nachbarn, die Zimmerpflanzen zu gießen und die Post aus dem Kasten zu nehmen. Damit wir uns vor dem Nachbarn und dem Katzensitter nicht schämen müssen, putzen wir noch schnell das durchaus saubere und ordentliche Haus vom Dachboden bis zum Keller. Endlich sitzen wir - völlig erschöpft - mit unseren sechs Koffern am Flughafen. Das Flugzeug hat Verspätung, neben dem Hotel ist eine Baustelle, der Strand ist überfüllt, und zu allem Überfluss regnet es. Die Shops sind auch nicht das Wahre und surfen lernt . sich nicht so schnell wie erhofft. Spätestens am dritten Tag sind alle genervt und es kommt zum Streit. Alle haben so große Erwartungen an diese Tage gehabt und jetzt das.

Natürlich verläuft unser Urlaub zum Glück meistens anders. Ich will auch niemandem zureden, nicht mehr zu reisen. Dafür verreise ich selbst viel zu gern. Ich finde nur, dass die Urlaubstage nicht die einzigen schönen Tage sein sollten, die einzige Oase in der Wüste des Alltags. Denn dann sind unsere Erwartungen an diese Zeit viel zu hoch und es muss zwangsläufig zu Enttäuschungen kommen.

Außerdem können wir alle ganz sicher öfter mal eine Pause vom Alltag brauchen, und sei es auch nur eine Viertelstunde. Und deshalb plädiere ich für den täglichen Urlaub.

Nur, wie kann der aussehen? Nun, da gibt es unendlich viele Möglichkeiten, die nur wenig Zeit und Geld kosten. Überall in unserem Alltag gibt es Gelegenheiten, es uns ein wenig schöner zu machen.

Hier nur ein paar Ideen:

·    Statt nur schnell einen Kaffee hinunter zu stürzen, um dich für die vor dir liegende Arbeit fit zu machen, kannst du dich mit dem Kaffee gemütlich hinsetzen, dir eine schöne Kerze anzünden und ein Stückchen besondere Schokolade dazu genießen.
·    Statt abends unter der Dusche noch die Probleme des vergangenen Tages zu wälzen, kannst du dich bewusst mit einem Duschgel, dessen Duft du liebst, einschäumen, und deine Sorgen für einen Moment fortwaschen.
·    Wenn du mehr Zeit hast, nimm statt der Dusche ein Schaumbad (mit viel Schaum), zünde dir Kerzen an und trink ein Glas Wein (oder Bier) dazu. Untermal das Ganze mit leiser Musik.
·    Du kannst ab und zu den etwas längeren, aber auch viel schöneren Weg zur Arbeit wählen.
·    Oder versuch mal, wenn du mal etwas mehr Zeit übrig hast, wie ein Tourist durch deine eigene Stadt zu bummeln. Nimm ruhig eine Kamera mit, setz sich in ein Straßencafé und beobachte die Passanten, geh in ein Museum... Du wirst deine Umgebung mit ganz neuen Augen sehen und erstaunt sein, wieviel Interessantes dir bisher entgangen ist.
·    Leg dir für zehn Minuten deine Lieblingsmusik auf, stell sie laut und tanz dazu (es muss ja keiner sehen). Ich nehm dazu gern Musik aus meiner Jugendzeit.
·    Oder nimm dir eine Viertelstunde Zeit ein paar Seiten in einem Buch zu lesen, das du magst. Es darf aber nichts mit deiner Arbeit zu tun haben! Und es darf gern eins sein, dass du schon zwanzig Mal gelesen hast und dessen Welt dir sofort vertraut ist.
·    Statt durch sämtliche Fernsehprogramme zu zappen, obwohl du weißt, dass nichts läuft, was dich interessiert, leg dir eine DVD ein: einen kitschigen Liebesfilm, einen spannenden Thriller, eine Komödie ...
·    Führ ein kurzes Telefongespräch mit einem Menschen, den du sehr magst und der viel zu selten von dir hört.
·    ...


Kurz, finde heraus, was dir gut tut und TU ES! JETZT!

Das höchste Glück der Erde ...

... liegt es wirklich auf dem Rücken der Pferde?

Ich würde mir nie anmaßen, diese Frage pauschal zu bejahen. Schließlich habe ich noch nicht jedes Glück, das dieses Leben zu bieten hat, kennen gelernt, und außerdem hat jeder Mensch seine eigene Vorstellung vom Glück. Aber mich macht das Reiten und allein schon der Umgang mit Pferden so glücklich wie sonst kaum etwas.

Heute habe ich mich mal gefragt, warum das wohl so ist, und meine Antwort lautet: weil der Umgang mit Pferden mich dazu zwingt, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Und viele weise Menschen sagen, dass diese volle Konzentration auf den Augenblick der Weg zum Glücklichsein ist.

Pferde sind sehr sanfte Tiere, aber sie sind auch Fluchttiere und daher schreckhaft. So ist ihre Nähe nur dann sicher, wenn man wirklich achtsam ist. Und ist Achtsamkeit nicht das, was uns im Alltag oft so sehr fehlt? Wenn ich reite, muss ich auf vieles achten. Auf den Körper des Pferdes, das mich trägt, denn kleinste Bewegungen verraten mir, ob das Pferd sich wohl fühlt, ob es entspannt oder angespannt ist. Auf meinen eigenen Körper, denn auch mit der einer unbewussten Bewegung, mit jeder Verlagerung meines Gewichts gebe ich dem Pferd ein Signal. Auf den Weg vor mir, denn seine Beschaffenheit entscheidet über Gangart und Tempo. Auf den Wald um mich herum, denn ich muss das Wildschwein, das mein Pferd erschrecken könnte, früher sehen als das Pferd. Alle meine Sinne müssen wach sein. Ich bin aufmerksam und völlig entspannt gleichzeitig, denn ein nervöser Reiter macht sein Pferd nervös. Entspannend wirken auf mich das leise Hufklappern, das Knarren des Ledersattels und ab und zu ein sanftes Schnauben inmitten der Sille des Waldes. Dies ist ein wundervoller Zustand, der einen so manche Sorge vergessen lässt - wenigstens für die Dauer eines Ausritts.

Der isländische Volksdichter Páll Ólafsson schrieb im 19. Jahrhundert über das Islandpferd:
                               
„Pferde – einem jeden der sie reitet, naht sein Glücksstern sich im Raum. Leid verweht, das Leben gleitet leicht dahin – ein schöner Traum“.

Wie wahr! Aber all dies lässt sich in abgewandelter Form natürlich auch auf andere Hobbies und Sportarten übertragen, wie zum Beispiel Bergwandern, Klettern, Segelfliegen usw. Was zählt ist, ganz präsent zu sein, ganz im Augenblick aufzugehen. Das ist der Schlüssel zum Glück.


Donnerstag, 26. Januar 2012

Lebenskünstler

In meinem Leben sind mir einige wenige wahre Lebenskünstler begegnet. Von zweien von ihnen möchte ich heute erzählen.

Einer davon war mein Opa. Mein Opa war kein armer Mann. Er war Bergmann gewesen und hatte deshalb eine gute Rente. Trotzdem arbeitete er nach seiner Pensionierung weiter. Zuerst als Heizer im Krankenhaus, dann als Küster in unserer Kirche. Er brauchte das Geld nicht, aber die Arbeit machte ihm einfach Freude, und er erfüllte jede dieser Aufgaben mit so viel Begeisterung, Präzision und Engagement, dass jeder Respekt vor ihm hatte. Und obwohl er bis ins hohe Alter zu seiner Rente dazu verdiente, lebte er bescheiden. Solange ich mich zurück erinnern kann, bewohnte er mit meiner Oma eine winzige Wohnung im Anbau unseres gemeinsamen Hauses. Sie hatten Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Bad und Flur, alles winzig, Trotzdem brachten sie es irgendwie fertig, dort mit der ganzen Familie oder mit Freunden zu feiern.
Mein Opa hatte viele schöne Anzüge im Schrank. Die trug er sonntags zur Kirche oder wenn er zum Einkaufen ging, und als er starb, waren sie noch wie neu, und mein Onkel konnte sie auftragen. Während der Woche zu Hause trug mein Opa eine uralte Hose mit passendem Hemd und einen Strick als Gürtel, so sparsam war er. Ich weiß noch, dass ich ihn öfter warnte, er solle sich nicht am freitags morgens an die Straße stellen, weil ihn sonst die Müllabfuhr versehentlich mitnehmen könnte, aber er lachte nur. Ihm war es herzlich egal, was die Leute denken könnten. Mein Opa wusste, die kleinen Dinge des Lebens zu genießen. Er liebte seine Zigarren und sein Schnäpschen, und jedes Mittagessen, das meine Oma ihm kochte, war gerade an dem Tag sein Lieblingsessen. Selbst sein Tod passte zu ihm. Wir fanden ihn in seinem Wohnzimmer, in seinem Fernsehsessel, die Füße auf einem Hocker. Auf dem Tisch neben ihm stand sein halb gegessenes Abendbrot mit einem Glas Bier, und im Fernsehen lief eine Musikshow. Und er lächelte.
Opa, ich vermiss dich immer noch!

Nun mag man sagen, mein Großvater war alt, und da ist es leicht, weise zu sein, die Kunst des Lebens zu beherrschen. Schließlich hatte man ja lange genug Zeit, sich zu üben. Aber ich habe auch noch ein Beispiel, das zeigt, dass Lebenskunst und Weisheit nicht vom Alter abhängig ist.

Vor vielen Jahren, noch als Studentin, machte ich mit einer Gruppe anderer junger Menschen eine Reise nach Korsika. Wir fuhren mit einem kleinen Bus und übernachteten auf Campingplätzen. Auf diese Weise umrundeten wir die ganze Insel. Wir hatten nicht viel Geld, und so lebten wir sehr einfach. Wir wanderten mit den Rucksäcken in die Städte und Dörfer, kauften Gemüse und Pasta und kochten alle zusammen auf Campingkochern. Zum Frühstück und Abendessen gab es frisches Baguette mit Käse und Oliven. Es war wundervoll, und wir hatten alle viel Spaß. Aber eine junge Frau stach aus der Gruppe heraus. Sie war das, was ich auch heute noch als Lebenskünstlerin bezeichnen würde. Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß, aber ich weiß noch, dass sie lange krause rote Haare hatte. Sie verstand es, jede Kleinigkeit so sehr zu genießen, wie ich es nie vorher gesehen hatte, und wie es mir auch seit dem nicht mehr begegnet ist. Sie war stets ganz präsent und öffnete sich der Wärme der Sonne, dem Rauschen des Meeres und dem Geschmack der Speisen. Sie war so lebendig! Und man merkte ihr an, dass sie mit sich und ihrer Welt, so wie sie war, glücklich und zufrieden war. Zum Bespiel brauchte sie, nachdem sie ihre Haare gewaschen hatte, immer eine Ewigkeit, um sie durchzukämmen, weil sie so kraus waren. Wenn wir sie fragten, ob ihr das nicht auf die Nerven ginge und ob sie nicht lieber glattere Haare hätte, sagte sie "Nein, ich mag meine Haare." Sie mochte auch ihren Beruf, sie mochte das Wetter, wie auch immer es gerade war, sie nahm die Welt in jedem Augenblick so, wie sie sich ihr gerade darbot. "So, genau so will ich sein," dachte ich damals. Aber es ist mir bis heute nicht gelungen. Nun, zum Glück ist es ja nie zu spät.

Und du, Lebenskünstlerin, falls du dies liest und dich wieder erkennst, melde dich doch bitte mal. Ich möchte gern von dir lernen.

Weisheit und Glück

Wege zum wahren Glück, Wege zur Weisheit, damit möchte ich mich in diesem Blog beschäftigen. Für mich liegen Glück und Weisheit sehr nah beieinander. Ein Mensch, der Weisheit erlangt hat, kann eigentlich nur glücklich sein, und jemand, der es gelernt hat, in dieser Welt immer glücklich zu sein, kann eigentlich nur als weise bezeichnet werden.

Ich bin von beidem noch sehr weit entfernt, und deshalb heißt das Blog auch "Wege zur Weisheit". Die äußeren Voraussetzungen sind gegeben: ich befinde mich jenseits der Mitte des Lebens, und eine ganze Menge weißer Haare sind auch vorhanden. Nun habe ich mir vorgenommen, an der inneren Weisheit zu arbeiten, ganz langsam, Stück für Stück, so wie es mir gerade Freude macht. Ich schreibe dies in erster Linie für mich selbst, um meine eigenen Gedanken und Gefühle zu ordnen, aber wenn du mich auf meinem Weg begleiten möchtest, bist du mir herzlich willkommen.