Montag, 30. Januar 2012

Done-Listen

Fast jeder kennt sie, und wer nicht mit ihnen arbeitet kann unmöglich erfolgreich sein: To-do-Listen. Sie helfen uns, unser Leben und unsere Arbeit zu organisieren und unsere Ziele zu erreichen, indem wir ein Fernziel über mehrere mittelfristig erreichbare Ziele und diese wiederum über viele kleine Nahziele ansteuern. Das detaillierte Aufschreiben bringt Ordnung in unsere Gedanken und ein gelegentlicher Blick auf die Listen stellt sicher, dass wir auch nichts Wichtiges vergessen. Natürlich müssen wir noch unterscheiden zwischen wichtigen und dringenden Aufgaben, denn das ist ja nicht unbedingt dasselbe. Kurz, To-do-Listen können ein wertvolles Instrument der Strukturierung von Arbeits- und  Entwicklungsprozessen sein.

Vor einer Weile habe ich allerdings erfahren müssen, dass sie unter bestimmten Umständen auch kontraproduktiv sein können.
Ich hatte eine Phase, in der es mir sehr schlecht ging. Ich war erschöpft und antriebslos und hatte zu rein gar nichts Lust. Wenn morgens der Wecker klingelte, wollte ich nichts lieber als mir die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen. Aber in unserer Welt geht das natürlich nicht. Man muss aktiv und produktiv sein, sonst gibt es Ärger. Ich musste mir also etwas einfallen lassen, um diesen Zustand möglichst schnell zu ändern. Also schrieb ich To-Do-Listen. Nicht etwa solche gestaffelten mit Jahres-, Monats-, Wochen- und Tageszielen. Nein, ich schrieb nur abends auf, was ich am nächsten Tag unbedingt schaffen wollte. Nichts großartiges, auch nicht viel, nur ein paar einfache Dinge, die getan werden mussten. Und was geschah? Genau, ich schaffte es nicht. Selbst diese wenigen Dinge waren mir in meinem Zustand zu viel, und ich schaffte gar nichts. Super, nun hatte ich zu meiner Lustlosigkeit auch noch mit Komplexen und dem Gefühl, ein totaler Versager zu sein, zu kämpfen. Jetzt war ich nicht nur mit meiner Situation, sondern auch noch mit mir selbst unzufrieden. Herzlichen Glückwunsch!
Mir wurde klar, dass ich mich so ganz sicher nicht würde aufraffen können. Also versuchte ich es mit dem Gegenteil der To-Do-Liste. Ich fertigte "Done-Listen" an, d.h. ich schrieb alles auf, was ich getan hatte. Wirklich alles. Auch die selbstverständlichsten Kleinigkeiten. Das sah am ersten Tag etwa so aus:

·    um 8 Uhr aufgestanden und Kaffee gekocht und getrunken
·    geduscht und angezogen
·    Katzen gefüttert
·    gefrühstückt
·    mit den Katzen gespielt
·    nachgedacht
·    drei Kapitel gelesen
·    zu Mittag gegessen
·    das Pferd versorgt
·    Emails gelesen
·    mit einer Freundin telefoniert
·    einen Film angesehen
·    zu Abend gegessen
·    Musik gehört
·    ...
Ich weiß, das ist kein sehr produktiver Tag, aber zumindest zeigte mir die Liste, dass ich nicht völlig untätig war, und dass ich sogar einige sinnvolle Dinge tat. Das motivierte mich. Ich wollte mehr tun. Ich musste nicht, denn ich hatte ja keine To-Do-Liste, aber ich wollte, dass meine Done-Liste länger würde. Und sie wurde länger. Nicht jeden Tag, nicht kontinuierlich, aber langsam und sicher. Es kamen Dinge hinzu wie

·    Wohnung gesaugt
·    Badezimmer geputzt
·    Steuererklärung angefangen
·    ...
Es funktionierte! Jedenfalls für mich. Ob es für dich auch funktioniert, kann ich natürlich nicht sagen. Aber einen Versuch ist es wert, oder nicht?


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