Freitag, 27. Januar 2012

Das höchste Glück der Erde ...

... liegt es wirklich auf dem Rücken der Pferde?

Ich würde mir nie anmaßen, diese Frage pauschal zu bejahen. Schließlich habe ich noch nicht jedes Glück, das dieses Leben zu bieten hat, kennen gelernt, und außerdem hat jeder Mensch seine eigene Vorstellung vom Glück. Aber mich macht das Reiten und allein schon der Umgang mit Pferden so glücklich wie sonst kaum etwas.

Heute habe ich mich mal gefragt, warum das wohl so ist, und meine Antwort lautet: weil der Umgang mit Pferden mich dazu zwingt, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Und viele weise Menschen sagen, dass diese volle Konzentration auf den Augenblick der Weg zum Glücklichsein ist.

Pferde sind sehr sanfte Tiere, aber sie sind auch Fluchttiere und daher schreckhaft. So ist ihre Nähe nur dann sicher, wenn man wirklich achtsam ist. Und ist Achtsamkeit nicht das, was uns im Alltag oft so sehr fehlt? Wenn ich reite, muss ich auf vieles achten. Auf den Körper des Pferdes, das mich trägt, denn kleinste Bewegungen verraten mir, ob das Pferd sich wohl fühlt, ob es entspannt oder angespannt ist. Auf meinen eigenen Körper, denn auch mit der einer unbewussten Bewegung, mit jeder Verlagerung meines Gewichts gebe ich dem Pferd ein Signal. Auf den Weg vor mir, denn seine Beschaffenheit entscheidet über Gangart und Tempo. Auf den Wald um mich herum, denn ich muss das Wildschwein, das mein Pferd erschrecken könnte, früher sehen als das Pferd. Alle meine Sinne müssen wach sein. Ich bin aufmerksam und völlig entspannt gleichzeitig, denn ein nervöser Reiter macht sein Pferd nervös. Entspannend wirken auf mich das leise Hufklappern, das Knarren des Ledersattels und ab und zu ein sanftes Schnauben inmitten der Sille des Waldes. Dies ist ein wundervoller Zustand, der einen so manche Sorge vergessen lässt - wenigstens für die Dauer eines Ausritts.

Der isländische Volksdichter Páll Ólafsson schrieb im 19. Jahrhundert über das Islandpferd:
                               
„Pferde – einem jeden der sie reitet, naht sein Glücksstern sich im Raum. Leid verweht, das Leben gleitet leicht dahin – ein schöner Traum“.

Wie wahr! Aber all dies lässt sich in abgewandelter Form natürlich auch auf andere Hobbies und Sportarten übertragen, wie zum Beispiel Bergwandern, Klettern, Segelfliegen usw. Was zählt ist, ganz präsent zu sein, ganz im Augenblick aufzugehen. Das ist der Schlüssel zum Glück.


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