Sonntag, 26. Februar 2012

Der Traum vom leeren Schreibtisch

Kennst du das auch, dass sich auf dem Schreibtisch wie von selbst ganze Lawinen von Papier ansammeln? Sie bilden Stapel, die so lange wachsen bis sie umkippen. Ein Stapel türmt sich neben dem anderen auf, und bald ist nur noch eine winzige Fläche zum Arbeiten frei. Aber nicht nur der Platzmangel erschwert das zügige und freudige Arbeiten und erstickt jede Kreativität im Keim, sondern die Stapel fordern deine Aufmerksamkeit und produzieren ein schlechtes Gewissen, und daraus entsteht sehr ungesunder Stress. Wie also kann man den Schreibtisch auf möglichst einfache Art und Weise entstapeln? Das Beste wäre, wenn weniger Papier hereinkäme, aber das ist ja nur in Grenzen zu realisieren. Zum Beispiel können wir durch einen entsprechenden Aufkleber auf dem Postkasten die Flut unwillkommener Werbung stoppen. Aber selbst wenn wir dies tun, findet noch reichlich Papier den Weg zu unserem Arbeitsplatz. Also gilt es, eine effektive Methode zu finden, damit umzugehen.

Ich probiere gerade etwas aus, dass ich vor Jahren mal in "Simplify your Life" gelesen habe. Und zwar habe ich sieben recht große Kisten angeschafft und folgendermaßen beschriftet:

1. Eingang
2. Vorpapierkorb
3. Papierkorb
4. Lesen
5. Ablegen
6. Erledigen
7. Ausgang

Sie sehen gar nicht einmal so schlecht aus, und sie lassen sich stapeln, so dass sie auch nicht allzu viel Platz wegnehmen. Kisten 1 und 7 stehen an der Tür meines Arbeitszimmers, 2 und 3 links von meinem Schreibtisch und der Rest rechts von meinem Schreibtisch. In Kiste Nummer 1 landet, wie der Name schon sagt, jedes Stück Papier, dass ins Haus kommt, ganz gleich, was es ist. Das nehme ich so bald wie möglich heraus und sehe es durch. Je mehr sofort im Papierkorb landet, umso besser. Dazu gehört z.B. Werbung und ähnliches, aber auch die Umschläge von Briefen, die beantwortet werden müssen. In den Vorpapierkorb wandert das, was für eine kurze Zeit aufbewahrt, aber nicht auf Dauer abgeheftet werden muss, so wie Rechnungen von Dingen, die ich nicht von der Steuer absetzen kann, aber wo ich erst sichergehen will, ob die Dinge auch funktionieren, bevor ich die Rechnung entsorge. Prospekte, Kataloge und ähnliches, die mich interessieren, lege ich in Kiste 4 ab. Aus dieser Kiste bediene ich mich, wenn ich mal einige Minuten Zeit habe, mit denen ich nichts sinnvolleres anfangen kann, z.B. während ich auf einen Anruf warte. Was gelesen bzw. gesichtet ist, zieht dann weiter in den Papierkorb. Kiste Nummer 5 sollte es eigentlich nicht geben, denn natürlich wäre es ideal, alles Papier, das eh abgelegt werden muss, sofort abzuheften. Aber wer schafft das schon. Schließlich möchte man ja auch nicht eine leistungsstarke kreative Phase für solch eine Routinearbeit nutzen, und ausßerdem gibt es ja meist dringenderes zu Tun. Den Inhalt dieser Kiste sollte man also abarbeiten, wenn man für andere Aufgaben zu müde ist. Viele dieser Dinge kann man sicher digitalisieren, aber das ist ein anderes Thema. In Kiste 6 landet alles, das irgendeine weitergehende Handlung erfordert, so wie Belege für die Steuern, Briefe, die beantwortet werden müssen und unzählige andere Dinge, je nach beruflicher Tätigkeit. Kiste 7 schließlich nimmt das bearbeitete Papier auf, das von da aus zum Ort seiner Bestimmung gelangt, etwa zur Post.

Nachdem ich die Kisten angeschafft hatte, habe ich erst einmal die schon vorhandenen Stapel auf die Kisten verteilt, so dass mein Schreibtisch bis auf eine Schreibtischlampe, mein Etui und eine flache Schale mit Notizpapier leer war (Für PC und Telefon habe ich einen zweiten Schreibtisch). Ich habe ihn abgestaubt und mich an dem herrlichen Anblick erfreut. Nun sind meine Kisten leider, aber mit voller Absicht, durchsichtig, so dass ich weiterhin im Blick habe, wie voll sie sind. Aus den Augen, aus dem Sinn funktioniert hier also nicht, aber das wäre ja auch kontraproduktiv. So aber achtet man von ganz allein darauf, dass sie nicht überlaufen.

Ich kann sagen, dass dieses einfache System für mich bisher sehr gut funktioniert. Der leere Schreibtisch motiviert zum Arbeiten, die Papierstapel haben, so geordnet, sehr an Bedrohlichkeit verloren, und es macht Spaß, die Kisten 3 und 7 zu füllen und die anderen möglichst leer zu halten.

Gern würde ich über deine Ideen dazu lesen.


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