Donnerstag, 2. Februar 2012

Der rechte Daumen

Bist du dankbar, dass du einen rechten Daumen hast?

Ich muss gestehen, dass ich bis heute nicht weiter darüber nachgedacht habe. Mein rechter Daumen war halt immer da, und das war selbstverständlich so. Heute ist mir klar geworden, dass er gar nicht so selbstverständlich ist, genau so wenig wie mein linker kleiner Finger, mein rechter großer Zeh und all die anderen Gliedmaßen, die täglich ihren Dienst versehen, ohne besonders beachtet zu werden.

Mein Pferd hat mir beigebracht, meine intakte und funktionstüchtige rechte Hand zu schätzen.

Ich habe mit ihm auf dem Roundpen Clickertraining gemacht. Das liebt er, und er macht es auch sehr gut. Besonders motivierend wirken dabei die Leckerchen, die es nach jeder gelungenen Übung gibt. Nun ist mein Pony lieb, aber leider etwas grobmotorisch, und so hat er meinen Daumen an Stelle des Bonbons erwischt. Unglücklicherweise hat mein Daumen einen ähnlichen Umfang wie so ein Pferdekeks, und so hat Pony zunächst mal gar nichts bemerkt. Aber nach einer Weile hat er sich doch gewundert, dass sich das Ding in seinem Maul bewegte und offensichtlich flüchten wollte. Auch ist er es nicht gewohnt, dass ich schreie, nachdem ich ihn belohnt habe. Also beschloss er, das Maul zu öffnen, und ich konnte mich befreien. Zum Glück hatte ich nur eine leichte Druckstelle. Aber wie leicht hätte er den Knochen durchbeißen können! Erst in dem Moment wurde mir ganz klar, wie hilflos ein Mensch ohne Daumen wäre. Unsere Hände wären ja gar keine richtigen Hände ohne die Daumen. Nur mit ihnen können wir richtig greifen, und diesen Vorteil teilen nur ganz wenige Tiere mit uns.

Was für Wunderwerke sind unsere Hände. Und was können wir doch alles mit ihnen tun. Ich hoffe, dass ich das nie wieder vergessen werde. Denn sonst muss mein Pferd mich noch einmal beißen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen