Freitag, 3. Februar 2012

Freiwillige Armut

Das klingt doch als sei es nur etwas für Franziskanermönche oder Idioten, nicht wahr?
Aber es gibt immer mehr Menschen, die daran arbeiten, mit möglichst wenigen materiellen Gütern auszukommen, nicht etwa, um ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen und auch nicht, weil in ihrem Kopf etwas nicht stimmt, sondern weil sie herausgefunden haben, dass es einfach gut tut.

Eine von denen, die schon den Minimalismus lebten bevor er so modern wurde, ist Anne Donath. Als ihre Geschichte vor einigen Jahren durch die Medien ging, nannte Die Zeit sie die Frau, die einfach nur lebt. Sie hat auch ein Buch geschrieben mit dem Titel Wer wandert, braucht nur, was er tragen kann.

Außergewöhnliche Lebensweisen faszinieren mich, und ich bewundere Menschen, die den Mut haben anders zu sein. Anne Donath gehört ganz sicher dazu.

Sie lebt in einem oberschwäbischen Dorf inmitten einer ganz normalen Nachbarschaft mit Einfamilienhäusern. Nur wie sie dort lebt, daran ist nichts "normal". Sie wohnt in einer ca. 16 Quadratmeter kleinen Holzhütte ohne Strom und das Badezimmer enthält einen Wasserhahn, der nur kaltes Wasser liefert, und ein Fußboden-WC. Sie heizt mit einem Holzofen, auf dem sie auch kocht, wenn sie nicht die Feuerstelle vor der Hütte benutzt, sie wäscht sich in einem Eimer und beleuchtet den einzigen Raum mit Kerzen. Bei den Berbern und den Tuareg in Nordafrika hat sie gelernt, wie man am Boden lebt. Möbel mit Beinen gibt es bei ihr nicht. All ihr Besitz passt in eine Kommode und zwei Truhen.

Eine Aussteigerin im eigentlichen Sinne ist Anne Donath aber nicht. Inzwischen ist sie 65 und pensioniert. Aber vorher hat sie als Krankenschwester gearbeitet, allerdings nur durchschnittlich einen Tag in der Woche. Dadurch hatte sie Zeit, Wolle zu spinnen, selbst Schuhe anzufertigen, auf einer Flöte zu spielen, die sie selbst angefertigt hat und für vieles mehr. Sie reist auch weiterhin nach Südeuropa und Afrika und zwar mit dem Fahrrad und dem Zug. Sie lebte von ca 400 € netto im Monat, ist sozial- und krankenversichert und zahlte geringe Steuern.

Für Anne Donath bedeutet dieses Leben ein Stück Freiheit und Unabhängigkeit von der "Knöpfendrückerwelt" wie sie es selbst nennt. Diese Unabhängigkeit gibt ihr ein gutes Gefühl, auch im Hinblick auf die Zukunft, denn sie weiß, dass sie auch in höherem Alter mit wenig wird auskommen können.

Anne Donath strahlt soviel Zufriedenheit und Gelassenheit aus, dass man sie darum nur beneiden kann, selbst wenn man sich nicht vorstellen kann, ganz so einfach zu leben wie sie. Worum ich sie am meisten beneide ist, dass ihr Leben viel einfacher strukturiert ist als meins. Sie hat nicht hundert Dinge gleichzeitig zu erledigen, sondern kann sich auf das konzentrieren, was ihr und nur ihr gerade wichtig ist. Traumhaft!






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