Montag, 6. Februar 2012

Frühjahrsputz

Wenn der letzte Schnee geschmolzen ist, die Sonne langsam anfängt zu wärmen und ein erstes zartes Grün Bäume und Wiesen schmückt, wenn die Natur beginnt, sich für einen neuen Anfang zu rüsten, dann war früher die Zeit des Frühjahrsputzes gekommen. Das ganze Haus wurde ausgeräumt und von oben bis unten gründlich geschrubbt und gescheuert. Die Strohsäcke wurden geleert und mit frischem, duftendem Stroh gefüllt, die Teppiche, falls überhaupt vorhanden, wurden ausgeklopft, alle Schränke wurden ausgewaschen und ordenlich wieder eingeräumt. Oft wurde das Häuschen sogar frisch gestrichen und getüncht, damit mit der Natur um die Wette in neuem Glanz erstrahlen konnte.

Heute gibt es so etwas nicht mehr. Der Staubsauger, immer ausgefeiltere Geräte zum Wischen, Putzlappen aus Microfaser und unzählige hochspezialisierte Reinigungsmittel ermöglichen es uns, die Wohnung mit relativ wenig Aufwand stets sauber zu präsentieren. Es wird kurz durchgesaugt, über die Oberflächen gewischt, das Waschbecken nach dem Benutzen schnell durchgeputzt und schon glänzt alles wieder. Wie gut wir es doch haben. So ein Frühjahrsputz war sicher sehr anstrengend.

Ganz bestimmt. Aber muss er nicht auch sehr befriedigend gewesen sein? Wie befreiend muss es gewesen sein, all den Staub und Mief des langen Winters hinauszukehren. Und wie wundervoll der Duft und Glanz, der die Mühe belohnte. Und setzt so eine Aktion nicht auch ein Zeichen für einen neuen Anfang? Das muss doch auch der Seele gut tun, oder nicht?

Ich jedenfalls wünschte, ich könnte dieses Jahr solch ein Frühjahrsputz starten. Aber leider wäre ich völlig überfordert, denn ich habe immer noch viel zu viel Krempel, der ja dann bewegt werden müsste. Wenn ich nur an meinen Keller denke! Natürlich könnte man die Gelegenheit nutzen und sich ein für alle Mal von all dem Plunder befreien, aber das ist nicht mein Stil. Ich bevorzuge das Entrümpeln in kleinen Schritten, und das praktiziere ich ja auch schon seit einigen Jahren. Wer weiß, vielleicht bin ich ja eines Tages so weit, dass ich einen Frühjahrsputz machen kann, weil ich nur noch die Dinge besitze, die ich wirklich brauche. Ich freue mich schon sehr darauf.

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